Der Bien

In der Imkerei bezeichnet man ein einzelnes Bienenvolk auch als „Bien“, weil das Bienenvolk wie ein einziger Organismus agiert. Vorräte werden angelegt, Larven aufgezogen, die Behausungen ausgebaut und sauber gehalten. Im Sommerhalbjahr leben Honigbienen in Staaten mit bis zu 50.000 Einzeltieren zusammen. Dabei handelt es sich überwiegend um weibliche Tiere, die Arbeiterinnen und die Königin. Im Sommer werden auch männliche Bienen (Drohnen) aufgezogen, die für die Begattung junger Königinnen notwendig sind.

Für den Organismus Bien ist bezeichnend, dass keine der Bienen alleine überlebensfähig wäre. Weder die Königin noch die Arbeiterinnen und Drohnen könnten ohne ihr Volk existieren. Nur in der Gemeinschaft von Königin, Arbeiterinnen und Drohnen ist der Bien über das Jahr überlebensfähig.

Einzig die Königin legt befruchtete Eier und hält das Volk durch hormonelle Duftstoffe (Pheromone) zusammen. Die Flugbienen sorgen für Futter, die Arbeiterinnen pflegen die Brut und füttern die Königin und die Drohnen. So schließt sich der Kreislauf.

Man kann beobachten, dass der Bien in einer Futterkrise immer als ganzer hungert. Wenn es nur noch wenig Futter gibt, wird dieses gleichmäßig an alle verteilt. Jede Biene bekommt einen kleinen Teil vom letzten Rest der Nahrung, bis diese aufgebraucht ist. Kommt es zum Verhungern, sterben alle zusammen. Die Erfahrung, die wir im Sommerhalbjahr mit unseren Bienen sammeln dürfen, zeigt uns immer wieder in den unterschiedlichsten Situationen, dass wir einem Individuum gegenüber stehen. Der Blick auf ein Bienenvolk ist ein Blick auf ein Ganzes. Jede Veränderung durch uns, die Umwelt oder die Bienen selbst, betrifft stets das ganze Volk.

Die Aufgabe des Imkers ist es, durch gezielte Pflege diesen Organismus im Gleichgewicht zu halten.